10. September 2021 Sarah Ickert 5 Minuten Lesezeit

Bildung im 21. Jahrhundert – für das 21. Jahrhundert

Liebe Blogleserinnen und liebe Blogleser,

in der kommenden Woche starten mit Bayern und Baden-Württemberg nun auch die letzten Bundesländer in das neue Schuljahr. Und schließen damit an ein Jahr an, in dem in Sachen Bildung viel passiert ist – in den Schulen, in der Politik und bei GPI Digital Education. Aber das neue Schuljahr baut auch auf einem Jahr auf, in dem vieles was dringend nötig gewesen wäre noch nicht passiert ist. Wir finden es ist Zeit für einen kleinen Zwischenstand.

 

Große Sprünge – mit viel Luft nach oben

Erst mit Beginn der Corona-Pandemie ist die Entwicklung der Digitalisierung an deutschen Schulen so richtig in den Fokus des öffentlichen Interesses und der politischen Debatte geraten. In dieser Zeit waren digitale Unterrichtsmethoden, Hardwareausstattungen, Netzwerkanbindungen und die Möglichkeiten (sowie sämtliche Ausfälle oder auch totales Versagen) verschiedener Lernmanagementsysteme an unseren Schulen ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Berichterstattung. Alle Beteiligten waren sind sich einig: es muss besser werden – das deutsche Schulsystem muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen!

Die Pandemie hat zu dieser Entwicklung einen durchaus bedeutenden Beitrag geleistet. Wo viele Jahre nur neidisch auf viele europäische Nachbarländer geblickt werden konnte (wie aus der ICILS Studie von 2018 deutlich wird), hat sich endlich etwas getan. Weil es eben nicht mehr anders ging. Es wurden Fördergelder aufgestockt, Lernmanagementsysteme lizensiert, Netzwerkanbindungen ausgebaut und Leihgeräte ausgegeben. Immer mit dem Ziel, die Zeiten des Distanz- und Wechselunterrichts bestmöglich zu überbrücken. Das, worauf Bildungsexpert:innen seit Jahren pochen, wurde endlich Wirklichkeit: in Sachen Digitalisierung bewegt sich etwas im deutschen Bildungssystem.

Gleichzeitig wurde aber auch etwas anderes offenbar: Entwicklungen, die jahrelang nur schleppend vorangingen, können nicht so einfach in wenigen Monaten nachgeholt werden. Nicht nur der Ausbau der digitalen Infrastruktur, sondern vor allem der Wandel der Schulkultur und die Befähigung von Lehrenden und Lernenden sind keine Selbstläufer. Ein solcher Transformationsprozess kostet Zeit, Geld, Nerven und vor allem eine Menge Engagement von allen Mitgliedern der Schulfamilie.

Und gerade die einzelne Schule, genau wie jede andere Bildungseinrichtung in Deutschland, steht hier noch immer viel zu wenig im Fokus. Bei allen Angeboten von Lernmanagementsystemen über Open Educational Resources bis hin zu Fortbildungsangeboten für einzelne Lehrkräfte fehlt der ganzheitliche Blick auf den in sich geschlossenen Mikrokosmos jeder einzelnen Bildungseinrichtung. Wir sind überzeugt: genau DORT muss eine nachhaltige Unterstützung ansetzen.

Die Studie des Digital Index zeigt klar, welche Aspekte des digital gestützten Unterrichts am ehesten als Belastung empfunden werden. Die Tatsache, dass schulübergreifend, aber auch schulintern keine einheitliche Vorgehensweise und Zielsetzung bei der Organisation und Durchführung des Distanzunterrichts verfolgt wird, liegt dabei mit deutlichem Vorsprung auf dem ersten Platz. Schon hier wird offensichtlich, dass die Flut an Angeboten, Unterstützungsleistungen und Förderungen zwar inhaltlich wichtig sind, aus Sicht des angestrebten Transformationsprozesses aber viel zu granular und isoliert voneinander betrachtet werden.

Dass die Organisation des Distanzunterrichts dann vorwiegend auf den Schultern der Lehrenden, Eltern und Lernenden lastet (Platz 2), ist zweifelsfrei die logische Folge des so spontanen, notgedrungenen und unbegleiteten Entwicklungsprozesses im Bildungsbereich.

 

Die Schule als Katalysator der Transformation

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den von uns begleiteten Schulen wurde uns vom GPI Digital Education Team vor allem eines rasch klar: die Einführung von Lernmanagementsystemen und die Unterstützung bei der Konfiguration sind ganz essenzielle Bausteine für einen erfolgreichen digital gestützten Unterricht – aber bei weitem noch nicht alles. Ein Unterricht, der (zumindest dort wo es sinnvoll ist) um einen digitalen Lernraum erweitert wird, schafft eine Menge neuer, spannender und zukunftsorientierter Möglichkeiten. Damit diese Chancen dann aber auch wirklich didaktisch sinnvoll und pädagogisch nachhaltig genutzt werden können, reicht es nicht, den digitalen Unterricht bloß technisch zu ermöglichen.

Die Schule muss den Raum dafür bieten, diese Experimente im Klassenzimmer auch eingehen zu können – und sie braucht Unterstützung dabei, die Flut an neuen Möglichkeiten zu sichten, zu priorisieren und ihr didaktisches Potential voll auszuschöpfen. Und genau an dieser Stelle geraten Schulen häufig an ihre Grenzen. Die Mitglieder der Schulfamilie sind nun einmal in erster Linie Expert:innen im pädagogischen Bereich. Und von engagierten Lehrkräften und Schulleitungen zu verlangen, sich „von heute auf morgen“ noch eine Expertise für Digitalisierung, Projektmanagement, Transformationsprozessbegleitung u.v.m. anzueignen, ist schlichtweg zu viel verlangt.

Gerade deshalb muss bei dieser tiefgreifenden Entwicklung jede einzelne Schule als Gesamtsystem und „Mikrokosmos“ betrachtet und entsprechend unterstützt werden. Nur wenn dieser Transformationsprozess kompetent begleitet und neue Systeme und Methoden fachgerecht „ausgerollt“ werden, kann ein nachhaltiger Wandel der Schule hin zur Bildung für das 21. Jahrhundert gelingen – und die Chancen des digital gestützten Unterrichts können endlich die Risiken überwiegen.

Wir sind Empower-People – auch in Sachen digitaler Bildung

Und genau hier setzen wir mit unserem Angebot von GPI Digital Education an. Wir möchten Bildungseinrichtungen so begleiten und unterstützen, dass Lehrkräfte sich wieder mit voller Energie auf Ihre eigentliche Expertise konzentrieren können: Unterrichtsangebote zu gestalten; und diese in Zukunft mit neuen und vielseitigen Tools in digitalen Lernumgebungen noch spannender und nachhaltiger zu machen.

Wir helfen Schulen nicht nur damit, Lernmanagementsysteme schlüsselfertig und nach den spezifischen Anforderungen der Schule zu konfigurieren, sondern befähigen alle Beteiligten, dieses neue System auch effektiv und effizient einzusetzen. Wir begleiten Schulen auf ihrem Weg in die Digitalisierung, Schritt für Schritt, und unterstützen mit unserem Know-how in Projektmanagement, Digitaler Zusammenarbeit, IT, Pädagogik und vielem mehr.

 Autor: Johannes Wenzel

Quellen:

Nutzungshäufigkeit digitaler Medien im Unterricht:

Eigene Darstellung auf Basis von ICILS 2018 Computer- u. Informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking, Waxmann: https://www.iea.nl/studies/iea/icils/2018

Welche Schwierigkeit/Hürde hat Sie beim digitalen Unterricht am stärksten belaste (Top 3)?:
Eigene Darstellung auf Basis von D21-Digital Index 2020/2021 Digitaler Unterricht während Corona: Erfahrungen von Lehrkräften, SchülerInnen und Eltern: https://initiatived21.de/digitaler-unterricht-lehrkraefte-bleiben-zu-oft-auf-sich-gestellt/

Ist die Digitalisierung für Schulen in Deuschand eher Chance oder Risiko: 
Eigene Darstellung auf Basis von Statista (ID: 1108053) und Bitkom: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1108053/umfrage/schuelerumfrage-zur-chance-der-digitalisierung-fuer-deutsche-schulen/



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