02. September 2021 Sarah Ickert 4 Minuten Lesezeit

GPI Digital Talk Mobilität

Am 07.09.2021 ist es wieder soweit, wir haben wieder ein ganz besonderes Panel vorbereitet. Dieses Mal nehmen wir es wörtlich mit dem „Fahrt aufnehmen“. GPI im Zeichen der „neuen“ Mobilität.

Was ist denn neu an der Mobilität?

Gehen wir geschichtlich zurück… Die Menschheit ist in der jahrtausendlangen Geschichte mobil unterwegs gewesen. Nomadenvölker zogen über die Kontinente, siedelten sich dann zwar sesshaft an – waren aber immer bestrebt, die Welt zu entdecken. Spätestens im 15. Jahrhundert durch die europäische Wissenschaft und Seefahrt war es möglich die weite, oft unberührte Welt zu entdecken.

Mit Beginn der Industrialisierung wurde urbane Mobilität erzeugt. Menschen aus dem Land pilgerten täglich in die Städte zur Arbeit. Man mag es kaum glauben, aber es gab bereits Anfang des 20. Jahrhunderts „Bahncard 100“ zu kaufen. Gut, nicht so schick – aber ein echtes IT Piece. Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren Fahrräder im Aufkommen, jedoch musste vielerorts geschoben werden, denn es war innerstädtisch (zum Beispiel in Berlin) verboten, damit zu „fahren“

Die Städte waren so verrußt von Dampf und Rauch, dass man schnell nach alternativen Antrieben suchte und sie im Diesel und auch in der Elektrizität fand. Um 1920 – 1930 gab es erste Elektrolokomotiven und andere „bahn“brechende Erfindungen im  Bereich der Mobilität.

Wir sind nun im Jahr 2021 und haben diesen Mix von verschiedensten Techniken vor unserer Brust. Durch das Internet der Dinge und der Möglichkeit, vernetzt die Mobilitätsvehicle zu verknüpfen, entsteht ein riesiger Markt, den es nun zu clustern gilt. Eine Mammutaufgabe.

Antriebe, Bewegungsmittel, Systeme, Sharing-Dienste, on Demand-Dienste, Kommunikationsplattformen, Tarife, alles „aus einer App“ – alles soll nun zu einer smarten Lösung geformt werden. Dies ist momentan eine Insellösung von kleinen Schritten. Mal hier eine Vereinheitlichung, dort eine Tarifänderung zugunsten der Nutzung aller zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel. Dazu nun der Anreiz über ein Mobilitätsbudget.

Mobilität ist eben nicht einfach einsteigen und losfahren.

Politischer Wille, Loslassen alt gewordener Ansprüche und Gewohnheiten, Machtansprüche, Investitionen – all das sind Hürden. Die Themen sind so vielfältig wie die Auswahl der Apps zum Thema Mobilität. Wo bucht der Kunde, was bucht der Kunde, wieviel ist er bereit zu zahlen, welche Ziele gilt es zu erreichen?

Dabei setzen Städte oft auf die Erprobung in den Innenstädten von Metropolen. Doch das ist aus meiner Sicht nicht richtig. Wo leben denn die Menschen, die mobil sein müssen? Doch nicht in den wohnungsleeren Gegenden rund um Alex, Alster und Aachener Dom. Da nützt es wenig, wenn Scooter nur im Altstadtkern düsen und in die Außenbezirke reichen. Oder der On Demand-Dienst nur im 2. Ring fährt… und dann? Aussage: Dann umsteigen… Abgestimmte Fahrpläne? Fehlanzeige.

Ach und natürlich ist der wahre Grund: der Anbieter verdient kein Geld in den Außenbezirken. AHA! Das ist der Grund! Aber ist nun nicht die Stadt gefordert? Sollte ein Mobilitätsangebot nicht eigentlich gesellschaftliche statt ökonomische Relevanz besitzen? Ich bin nicht für kostenlose Angebote, denn auch Leistung muss bezahlt werden – aber sind Anbieter nicht eher dazu verpflichtet, die Bürger zu befördern anstatt aus Geschäftsinteressen die Städte mit Rollern und Fahrrädern zu pflastern?

Dabei ist auch die Bezahlmöglichkeit der Kunden spannend! Kreditkarte? Fehlanzeige! EC? Erst recht nicht! Nur Bares ist oft Wahres! Ich lebe in Georgien, ich kann selbst im Bus mit meiner Kreditkarte für 12 Cent eine Karte kaufen. App? Nicht nötig, Google kennt alle Verbindungen. Zur Not zahle ich mit ApplePay…. In Deutschland unvorstellbar.

Es gibt hervorragende Ideen

Wasserstoffbusse, Elektroantriebe bei 4-rädrigem ÖPNV, hohe Taktungen bei U- und S-Bahnen, abgestimmte Fahrpläne beim Umstieg in Bus und Bahn, vereinfachte Menüführungen in Apps, der DB Navigator als zentraler Hub des Nahverkehrs – und Städtetickets in Verkehrsverbünden. Fast alles kann ich bereits mit meiner Fahrkarte mitkaufen oder über diese App erwerben. Gut, so ein Verband hat ja auch Interessen… Vielleicht ist dieses politisch gewählte Modell fragwürdig.

Ich wohne auch in Hamburg, gern würde ich mit einem Leihfahrrad (deren Nutzung in meiner Monatskarte enthalten wäre) zur U-Bahn fahren, danach auch noch mit einem Sharing-Angebot die letzte Meile zurücklegen oder per On Demand-Shuttle fahren. So ein modulares on Top-inkl.-Budget (wochenweise, monatsweise) wäre eine der Lösungen.

Vernetze Mobilität der Zukunft hat viele Gesichter, vielleicht momentan zu viele. Klima, Verkehrsströme lenken, autofreie Städte, Bezahlformen und Modelle, Schiene oder doch Auto, 2-rädrig oder 4-rädrig, inklusive oder doch extra, viele Anbieter oder doch nur einen und EINE Technik – mit Pin, dort mit Code oder mit gar nichts. Liebe Städte und Gemeinden – raus aus den Toren der Stadtgrenzen. Setzt euch an einen Tisch, lasst die Stadtkämmerer Zuhause und entwickelt echte Vernetzung mit Visionen OHNE Grenzen.

Aber so lange man von München Medienpark bis München Flughafen eine Zusatzfahrkarte braucht, was Niemand weiß und dann die Fahrgäste abkassiert – sind viele Dinge Visionen. Schließlich muss man ja Geld verdienen.

Diskutieren Sie mit uns über dieses Thema und melden Sie sich zu unserem GPI Digital Talk Mobilität an!

Autor: Sebastian Tetschke