Selbstorganisation & Führung: Vom Entscheider zum Enabler

03/31/2025

In der heutigen dynamischen Arbeitswelt, geprägt von schnellen Veränderungen und zunehmender Komplexität, gewinnt die agile Arbeitsweise immer mehr an Bedeutung. Ein zentrales Element dieser Methodik ist die Selbstorganisation von Teams. Doch warum ist Selbstorganisation für Teams so wichtig, wenn eine Organisation agil arbeiten möchte? Welche Vorteile bietet selbstorganisiertes Arbeiten und welche Herausforderungen können dabei auftreten? Welche Phasen durchläuft ein Team auf dem Weg zur Selbstorganisation, und welche Anforderungen stellt dies an Führungskräfte? Wie können Führungskräfte den Übergang zur selbstorganisierten Arbeit unterstützen und welche Art von Leadership ist in den verschiedenen Stadien der Selbstorganisation erforderlich? Diesen Fragen widmen wir uns im folgenden Beitrag.

 

Warum ist Selbstorganisation für agile Teams wichtig?

Agilität zielt darauf ab, flexibel und schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Selbstorganisierte Teams sind in der Lage, eigenständig Entscheidungen zu treffen und ihre Arbeitsprozesse anzupassen, ohne auf Weisungen von oben warten zu müssen. Dies führt zu einer höheren Reaktionsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, was in einem agilen Umfeld von entscheidender Bedeutung ist.

Ein wesentlicher Vorteil der Selbstorganisation liegt in der gesteigerten Motivation und dem Engagement der Teammitglieder. Wenn Mitarbeitende die Kontrolle über ihre Arbeit haben, fühlen sie sich stärker verantwortlich und identifizieren sich mehr mit ihren Aufgaben. Dies wiederum fördert die Produktivität, da eigenverantwortliche Teams effizienter arbeiten und schnellere Entscheidungen treffen können. Darüber hinaus begünstigt die Selbstorganisation innovative Lösungen, da Teams die Freiheit haben, neue Ideen auszuprobieren und kreative Wege zu gehen.

Gleichzeitig bringt selbstorganisiertes Arbeiten Herausforderungen mit sich. Klare Rollen und Verantwortlichkeiten sind essenziell, um Unsicherheiten und ineffiziente Arbeitsweisen zu vermeiden. Zudem kann die Zusammenarbeit ohne eine traditionelle Hierarchie zu Konflikten führen, insbesondere wenn Meinungsverschiedenheiten nicht konstruktiv ausgetragen werden. Nicht zuletzt erfordert Selbstorganisation eine hohe Kommunikationsfähigkeit, da ein effektiver Informationsfluss und offene Diskussionen notwendig sind, um Missverständnisse zu vermeiden und eine produktive Arbeitsweise sicherzustellen.

 

Dein Team startet gerade in die Selbstorganisation? Als Führungskraft möchtest du dein Team da abholen wo es steht? Buche jetzt ein unverbindliches Gespräch zum Kennenlernen und lass Dich beraten

 

Phasen auf dem Weg zur Selbstorganisation

Der Übergang zu einem selbstorganisierten Team geschieht nicht von heute auf morgen, sondern durchläuft mehrere Entwicklungsstufen. Ein bekanntes Modell hierfür ist das Tuckman-Phasenmodell, das fünf Phasen der Teamentwicklung beschreibt:

In der Forming-Phase, der Orientierungsphase, lernen sich die Teammitglieder kennen, testen Grenzen aus und versuchen, ihren Platz im Team zu finden. Anschließend folgt die Storming-Phase, in der unterschiedliche Meinungen und Arbeitsstile aufeinandertreffen, was häufig zu Konflikten führt. In dieser Phase werden Rollen und Verantwortlichkeiten intensiv diskutiert und festgelegt.

Die darauffolgende Norming-Phase ist geprägt von einer zunehmenden Einigung auf gemeinsame Arbeitsweisen, Werte und Ziele. Das Team entwickelt eine kohärente Identität und beginnt, effizienter zusammenzuarbeiten. Ist diese Phase erfolgreich durchlaufen, erreicht das Team die Performing-Phase, in der es leistungsfähig und produktiv arbeitet, sich flexibel an Veränderungen anpasst und eigenständig Herausforderungen meistert. Schließlich kommt es zur Adjourning-Phase, in der das Team sich auflöst, nachdem die gemeinsamen Ziele erreicht wurden.

Während dieses Entwicklungsprozesses benötigen Teams unterschiedliche Formen der Unterstützung durch ihre Führungskräfte. In jeder Phase sind spezifische Führungsansätze erforderlich, um den Übergang zur Selbstorganisation zu erleichtern und zu fördern.

 

Anforderungen an Führungskräfte und die Rolle des Leaderships

In der Forming-Phase benötigen Teams insbesondere Orientierung. Führungskräfte sollten klare Ziele setzen und den Teammitgliedern helfen, ihre Rollen und Aufgaben zu verstehen. In der Storming-Phase ist es entscheidend, Konflikte konstruktiv zu moderieren, den Dialog zu fördern und die Klärung von Rollen aktiv zu unterstützen. Während der Norming-Phase sollten Führungskräfte die Entwicklung gemeinsamer Werte und Arbeitsweisen fördern und das Team ermutigen, sich eigenständig zu organisieren.

In der Performing-Phase können Führungskräfte sich zunehmend zurücknehmen, dem Team Autonomie gewähren und eine coachende Rolle einnehmen. Sie sollten das Team dabei unterstützen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und selbstständig Lösungen für Herausforderungen zu finden. In der abschließenden Adjourning-Phase ist es wichtig, den Abschluss des gemeinsamen Projekts zu reflektieren und die erreichten Erfolge anzuerkennen.

Ein effektiver Führungsstil in diesem Kontext ist die agile Führung. Diese zeichnet sich durch Flexibilität, die Förderung von Eigenverantwortung und eine coachende Rolle aus. Agile Führungskräfte passen ihren Führungsstil an die jeweilige Entwicklungsphase des Teams an und unterstützen die Teammitglieder dabei, ihre Potenziale voll auszuschöpfen.

 

Unterstützung des Übergangs zur Selbstorganisation durch Führungskräfte

Der Wandel hin zu selbstorganisierten Teams erfordert von Führungskräften ein Umdenken und die Bereitschaft, traditionelle Machtstrukturen zu hinterfragen. Um diesen Übergang erfolgreich zu gestalten, ist es essenziell, eine offene Kommunikationskultur zu fördern. Transparenz und der offene Austausch von Informationen schaffen Vertrauen und ein gemeinsames Verständnis für die Ziele und Herausforderungen der Teamarbeit.

Darüber hinaus sollten Führungskräfte gezielt Maßnahmen zur Teamentwicklung unterstützen, etwa durch Workshops oder Coaching-Sessions, die den Teammitgliedern helfen, ihre Selbstorganisationsfähigkeiten zu entwickeln. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Schaffung eines Rahmens, der Selbstorganisation ermöglicht. Dies kann durch geeignete Methoden wie Scrum oder Kanban geschehen, die klare Strukturen bieten, ohne die Flexibilität des Teams einzuschränken.

Schließlich ist es wichtig, dass Führungskräfte als Vorbilder agieren und das gewünschte Verhalten vorleben. Dazu gehört auch, loszulassen und Vertrauen in das Team zu haben. Wer zu stark eingreift oder Entscheidungen an sich reißt, untergräbt die Selbstorganisation und verhindert, dass das Team eigenverantwortlich agieren kann.

 

Unser Fazit

Selbstorganisation ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für agile Teams, da sie Flexibilität, Eigenverantwortung und Innovationskraft fördert. Der Übergang zu selbstorganisierten Arbeitsweisen stellt jedoch sowohl Teams als auch Führungskräfte vor Herausforderungen. Teams müssen lernen, mit neuen Freiheiten und Verantwortlichkeiten umzugehen, während Führungskräfte ihre Rolle von der klassischen Weisungsbefugnis hin zu einer coachenden und unterstützenden Funktion transformieren müssen. Wer diesen Wandel aktiv begleitet und die richtigen Rahmenbedingungen schafft, wird mit einem leistungsfähigen, motivierten und innovativen Team belohnt, das langfristig erfolgreich agieren kann.

Picture of Sarah Ickert
Sarah Ickert

Geschäftsführerin der GPI Consulting GmbH

Bleib uns nah.

Erfahre in unserem Newsletter vor allen anderen,
was es bei uns und in der Branche Neues gibt.

E-Mail